Vor rund einem Jahr wurde an der Swissbau in Basel deutlich, wie «Augmented und Mixed Reality» und 3D-Virtualisierungen in der Bau- und Immobilienbranche an Bedeutung gewinnen. Aber auch in anderen Bereichen wie beispielsweise in der Industrie 4.0 oder mittlerweile gar 5.0. Da spricht man von so genannter «Predictive Maintenance», die mittels dreidimensionaler Virtualisierungen einfacher wird. Mittendrin in dieser Entwicklung mischen auch zwei Jungunternehmer aus Möhlin mit.
Dreidimensionale Virtualisierungen und (Besichtigungs-) Touren in und durch Showrooms, für Immobilienunternehmen oder Gewerbegebiete gehören mittlerweile zum Standart und sorgen auch für das mittlerweile immer wichtiger gewordene Online-Kundenerlebnis (Customer Journey). Die 3D Darstellungen sind heute vielfältig und in keiner Branche mehr wegzudenken. Verschiedene Studien belegen zudem, dass speziell in Bereichen, wo sich Produkte in Funktion und Preis stark ähneln, das visuell ansprechendste wie auch «authentischste» Produkt sich von den Konkurrenzangeboten abheben kann und so der Kaufentscheid beeinflusst wird. Man stelle sich vor, man kann als Unternehmen seinen Kunden die schönsten Innovationen oder die neueste Technik in einem virtuellem Rundgang präsentieren. So etwas wirkt verkaufsfördernd.
Keine Branche will mehr darauf verzichten
Viele Branchen setzen nunmehr auf diese Art der Präsentation und auf die weiteren Mehrwerte, wie eine bessere Sichtbarkeit in den Suchmaschinen im Netz oder eine bessere emotionale Kundenbindung zum Beispiel. Und so kommen auch weitere Branchen auf den Trichter mit dem Nutzen eines solchen Kundenangebotes und wollen nicht mehr darauf verzichten. In einem Bereich wird diese Technologie an Bedeutung gewinnen: Im Maschinen- und Anlagenbau. Denn da geht es häufig darum, grosse Analgen und deren besondere Funktionen zu zeigen. Und auch bei Schulungen in Laboren oder generell in der Industrie 4.0, bei welchen komplizierte Vorgänge virtualisiert werden, ohne dass alle an Ort und Stelle sein müssen. Aber das Bedürfnis nach einer guten Lösung, die komplizierte Vorgänge oder Präsentationen einfach und klar darstellt, ist rasant und exponentiell gewachsen. Nicht nur wegen der Beschränkungen bezüglich Interaktion und Versammlungen von Menschen im Covid-Zeitalter.
«Sehr wirkungsvoll und nützlich sind 3D-Virtualisierungen und -Touren besonders bei Planungen von Inspektionen beziehungsweise deren Vorbereitungen. Oft sehen wir, dass zudem vor Unterhaltsarbeiten und Reparaturen bei Fremdfirmen diese Technologie zeit- und ressourcensparend ist. Eine physische Begehung ist oft nicht zwingend notwendig. Man kann dadurch mit der Fremdfirma gemeinsam in einem Online Meeting virtuell in die Anlage, in einen Raum oder ein Objekt eintauchen und vorab das Geschehen besprechen», sagen Julien Kaiser und Kirill Weis, die sich mit ihrem Möhliner Unternehmen WeKa Werbestyles www.wekawerbestyles.ch auf solche speziellen Bedürfnisse spezialisiert haben. Die Vorteile seien, so bestätigen auch sie, ganz klar in der Zeit- und Geldersparnis und in der besseren, fokussierteren Planung. Das Tagesgeschäft werde dadurch nicht beeinflusst, aber die Umsetzung erfolge gleich unmittelbar. Bei einer Ursachenabklärung von Problemen und bei der Besprechung von Produkt-Innovationen müssen zudem oft in einem Gremium Entscheidungen fallen und Massnahmen besprochen werden. Eine virtuelle Analyse kann viele überflüssige Schritte sparen. Besonders auch dann, wenn es darum geht, gewisse Risiken und Mängel vorzeitig zu erkennen (Diagnostik). Besonders im Bereich des so genannten Predictive Maintenance, das derzeit in der Industrie 4.0 in aller Munde ist.
Kompliziertes wird vereinfacht
Ebenso interessant ist er Einsatz der Technologie zudem auch bei den internen Ausbildungen an den Anlagen: «Anlagen, Fuhrpärke, Werkhöfe und Werkstätten können virtualisiert werden und in den Ausbildungsstätten als praktisches Beispiel verwendet werden. Dadurch wird das Kennenlernen von Anlagen, Sicherheitsaspekten, Gefahren, Umgebungen und sonstigen wichtigen Aspekten vereinfacht und ohne eine physische Begehung ermöglicht. Der Unterricht wird dadurch anschaulicher, neuzeitlicher und interessanter», betonen Julien Kaiser und Kirill Weis. So wird virtuell vor Ort geschult, ohne den Schulungsraum verlassen zu müssen. Diese Situation hat Julien Kaiser bei seiner Ausbildung zum Chemikant selbst erlebt: «Das Thema Verfahrenstechnik wird in der Regel trocken erklärt und umschrieben. Die Lehrer haben schnell gemerkt, dass ein praktisches Beispiel für das bessere Verständnis benötigt wird und sie organisierten einen aufwendigen Besuch in den verschiedenen Anlagen bei den jeweiligen Firmen. Für solche Besuche gehen ganze Unterrichtstage verloren und der Betrieb stellt Mitarbeitende für den Tag frei. Mit einer 3D-Virtualisierung der Anlagen wäre der Aufwand geringer gewesen.»
DaC