Der «Electroboy» verschwindet von der Bildfläche

    Mit dem Musikprojekt «electroboy.ch», einer Party und einer Ausstellung zieht sich Florian Burkhardt alias electroboy aus der Öffentlichkeit zurück.

    (Bild: Pascal Triponez) Der «Elektroboy» alias Florian Burkhardt gibt seine letzte Party!

    «Electroboy», der gefeierte Kinodokumentarfilm, hat Florian Burkhardt international bekannt gemacht. Unter dem Namen electroboy.ch veröffentlicht er nun zusammen mit Produzent Luk Zimmermann ein Mini-Album. Begleitet wird der Release von einer Party und einer Ausstellung. Florian Burkhardt schliesst damit sein öffentliches Wirken ab.

    Als Florian Burkhardt 2017 aus Berlin zurück in die Heimat nach Bern zog, wurde er dort auf Luk Zimmermann aufmerksam, den Musikproduzenten von Lunik und anderen beliebten Schweizer Acts. Florian suchte Luk in dessen Studio auf, und es vergingen keine fünf Minuten, bis sie beschlossen, gemeinsam Musik zu machen. Entstanden sind vier Songs, die nun auf dem Mini-Album «Das fliegende Spaghettimonster» veröffentlicht werden.

    Beim Komponieren und Produzieren wollten sich Florian und Luk möglichst wenig vom gängigen Geschmack beeinflussen lassen, genauso wenig von der Vorstellung, wem ihre Musik gefallen sollte. Die beiden hatten sich entschieden, alle Erwartungen und Ansprüche von aussen zu ignorieren und nur genau das zu machen, was ihnen selbst gefällt. Nachdem sie von der Musikindustrie als Hauptkriterium ein «Ist die Musik massentauglich?» zu hören bekommen hatten, wurde die Vorstellung eines freundlichen Stinkefingers – wie er auf dem Cover zu sehen ist – zu ihrem Motto. Die Musik lässt den Sound durchschimmern, der die beiden selbst geprägt hat – die erste Synthesizer-Musik: New Wave, Elektropop, die 80er-Jahre und die Neue Deutsche Welle. Florian und Luk haben versucht, etwas vom lockerer und freier wirkenden Spirit dieser Zeit in die Gegenwart zu retten. Der Humor hinter dem Projekt zeigt sich auch im Namen des Mini-Albums, der sich auf «Das fliegende Spaghettimonster», die Gottheit der von Bobby Henderson begründeten Religionsparodie der Pastafaris bezieht.

    Die EP (Mini-Album) «Das fliegende Spaghettimonster» von «Electroboy» Florian Burkhardt erscheint am 31. Mai 2019. Der Gaskessel in Bern präsentiert im Rahmen der Queer-Partyreihe «Born this way» am 8. Juni 2019 ab 23 Uhr ein electroboy-Special. Der Anlass ist nicht nur die Plattentaufe von Florian Burkhardts und Luk Zimmermanns Musikprojekt «electroboy.ch», sondern auch die allerletzte Party von electroboy.

    In der Sattelkammer in Bern wird einerseits Florian Burkhardts und Luk Zimmermanns Musikprojekt «electroboy.ch» präsentiert, andererseits wird mit Bild und Text die Entstehung und Wandlung von electroboy visualisiert. Im Jahr 2004 entstand electroboy als Comicfigur, ein virtueller Veranstalter einer erfolgreichen Partyreihe in Zürich, kreiert von Florian Burkhardt. Electroboy wurde ein bekanntes Label, unter dem Florian 2005 auch Musik zu machen begann. Zur Vermarktung der Musik war es nötig, dass electroboy ein menschliches Gesicht bekam. So sah sich Florian dazu aufgefordert, aus dem Hintergrund zu treten und auf die Bühne zu kommen. Durch den Schritt in die Öffentlichkeit kam Florians Vergangenheit ans Licht. Die Presse begann sich dafür zu interessieren. Zudem wurde 2014 der Kinodok «Electroboy» veröffentlicht, der ein Erfolg wurde und Florian auch international bekannt machte. Florian wurde zu einer Vorzeige- und Projektionsfigur, über die Regisseur Marcel Gisler sagte: «Florian Burkhardt repräsentiert den Phänotyp einer neuen Epoche. Ihm durch die Neunzigerjahre zu folgen, ist wie eine Tour de Force durch die Medien- und Entertainmentgeschichte.» Florian wurde zum Repräsentanten eines ausgeprägten Narzissmus und einer Generation, die sich im Hype des Internetbooms und der Technopartys austobte. 2017 und 2018 folgten je ein Buch und viele Veranstaltungen mit und über Florian. Burkhardt begann sich aufgrund seiner Bekanntheit immer unwohler und eingeschränkter zu fühlen. Als es 2019 darum ging, den Release seines Musikprojekts «electroboy.ch» zu planen, realisierte er, dass er sich von seiner öffentlichen Figur trennen musste. Um electroboy zu einem offiziellen Ende zu führen, wird am Sonntag, 16. Juni, in der Sattelkammer rückwirkend die Geschichte von electroboy dargestellt und zum Abschluss gebracht.

    pd


    electroboy, die Ausstellung:
    Sonntag, 16. Juni 2019, 12 bis 17 Uhr in der Sattelkammer, Zähringerstrasse 42 in Bern. Freier Eintritt. Bei schönem Wetter mit Vegan Food von «Grüner Daumen»

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