Die Hoffnung stirbt zuletzt…

    Die Hoffnungen für das Jahr 2022 der Schweizerinnen und Schweizer

    Swissfuture – die Schweizerische Vereinigung für Zukunftsforschung publiziert jedes Jahr das viel beachtete Hoffnungsbarometer. Gegenwärtig laufen die Umfragen für das Jahr 2022 auf www.swissfuture.ch/de/hoffnungbarometer-2022. Die Interpretation der Resultate lässt jeweils zwar einigen Spielraum, aber generiert genau so viele Erkenntnisse. Man kann gespannt sein, welche Themen 2022 die Schweizer am meisten beschäftigen. Und wurden die Hoffnungen für 2021 erfüllt?

    (Bild: PEXELS) Optimismus und neue Perspektiven? Oder mehr Ängste? Was bringt die Auswertung des Hoffnungsbarometers 2022? Die Liste der Hoffnungen 2022 wird allenfalls anders aussehen als jene im 2021.

    Welches sind die Hoffnungen der Schweizerinnen und Schweizer für das Jahr 2022? Was erwarten sie von den nächsten zwölf Monaten? Was wünschen sie sich? Das sind die Fragen in der aktuellen Umfrage zum Hoffnungsbarometer 2022! Man muss angesichts der nächsten Pandemiewelle kein(e) Wahrsager/in sein, um zu erahnen, welche Hoffnungen im Vergleich zur Umfrage Anfang 2021 neu hinzukommen. Auf dem Fragebogen steht beispielsweise: «Vergessen Sie für einen Moment Ihre Ängste und Sorgen. Welches sind Ihre Hoffnungen, Wünsche und Erwartungen für das kommende Jahr?» Bei der Beantwortung der Fragen geht es um die persönlichen Meinungen der Bevölkerung über zentrale Aspekte wie Zufriedenheit und Zukunftserwartungen in verschiedenen Bereichen, über langfristige gesellschaftliche Trends und Szenarien, persönliche Hoffnungen und Quellen von Hoffnung. Es geht um persönliches und soziales Wohlbefinden sowie um das Thema «erlebte soziale Unterstützung». Swissfuture führt diese Hoffnungsumfrage zum dreizehnten Mal seit 2009 durch. Die Auswertung geschieht vollkommen anonym und nach wissenschaftlichen Kriterien. Aufgrund der statistischen Auswertung der Daten ist ein Rückschluss auf Einzelpersonen nicht möglich. Das Hoffnungsbarometer wird zudem in einer grossen Internet-Umfrage mit Unterstützung der Tageszeitung 20 Minuten erhoben. Beginnend in der Schweiz wird die Umfrage in Zusammenarbeit mit renommierten Universitäten mittlerweile auch in Australien, Kolumbien, der Tschechischen Republik, Frankreich, Indien, Israel, Italien, Malta, Nigeria, Polen, Portugal, Spanien und Südafrika durchgeführt.

    Gesundheit und Jobsicherheit – und keine «gespaltene Gesellschaft»
    Mit fast an hundertprozentig grenzende Wahrscheinlichkeit wird – wie auch 2021 – das Thema Stabilität im Gesundheits- und Sozialwesen und die erfolgreiche Bekämpfung der Covid-Pandemie beim Hoffnungsbarometer 2022 an oberster Stelle stehen. Begleitet von jener Hoffnung, dass die Gesellschaft beim Thema «Corona Massnahmen» nicht zu heftig durch unterschiedliche Meinungen gespalten wird. Zu den grössten Hoffnungen der Schweizerinnen und Schweizer zählt auch die Sicherstellung Altersvorsorge und die erhöhte Aufmerksamkeit der Politik und Wirtschaft in Fragen der Bewältigung des Umwelt- und Klimaschutzes. Die Eindämmung der Kriminalität und Verbesserung der persönlichen Sicherheit sowie eine härtere Gangart gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit werden besonders bei jüngeren Bürgerinnen und Bürger als grosse Hoffnungen angegeben. Last but not least ist eine der grössten Hoffnungen, dass die Gesellschaft mit so wenigen «Narben» wie möglich den Weg aus der Corona-Zeit findet und nicht zu viele Menschen ihrer Lebensgrundlage beraubt wurden. Man hofft auf eine Wiederbelebung der optimistischen Grundhaltungen in der Gesellschaft. Diese hat im Jahre 2021 aufgrund der Nachwehen von 2020 stark gelitten. Dies sind alles Einschätzungen aus Expertenkreisen. Man kann auf die Auswertungen in wenigen Wochen gespannt sein.

    (Noch) bessere Entfaltungsmöglichkeiten und Perspektiven
    Die Haupterkenntnisse aus den Umfragen der letzten zwei Jahre (also auch noch vor Ausbruch der Covid-Pandemie) kann man gemäss den Expertinnen und Experten folgendermassen zusammenfassen (Quelle: swissfuture): Auf der einen Seite bieten der aktuelle Wohlstand, das hohe Ausbildungsniveau sowie die gesellschaftlichen Institutionen wie die Wissenschaft, die Wirtschaft und die Demokratie dem einzelnen Menschen nach wie vor gute Rahmenbedingungen für neue Entfaltungsmöglichkeiten und somit für ein hoffnungsvolles und erfülltes Leben. Es gab jedoch ein «Aber»: Eine Mehrheit der Bevölkerung verbindet mit den globalen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und ökologischen Trends vor allem negative Erwartungen an die Zukunft. Diese negativen Erwartungen zeigen einen offensichtlichen Zusammenhang mit einem verminderten (sozialen) Wohlbefinden der Menschen.

    Trotz scheinbar schwierigen Zukunftsperspektiven in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen, bleibt jedoch die Mehrheit der Bevölkerung hoffnungsvoll und optimistisch in Bezug auf ihr eigenes Leben.

    Drang nach sinnvollen Aufgaben im Leben…
    Ein wesentlicher Faktor zur Aufrechterhaltung von Hoffnung und Zuversicht war und ist wohl noch immer die empfundene Verbundenheit und Unterstützung im Rahmen des unmittelbaren sozialen Umfelds. Die wesentlichen Hoffnungen der Bevölkerung beziehen sich auf eine gute persönliche Gesundheit, auf ein harmonisches und ausgewogenes Leben, auf gute soziale Beziehungen zur Familie und zu Freunden sowie auf eine sinnvolle Aufgabe im Leben.

    Die bedeutsamsten Quellen von Hoffnung finden die meisten Menschen in der Beziehung zur Natur, in guten sozialen Beziehungen, in der persönlichen Selbstwirksamkeit und Motivation sowie in Erfahrungen gegenseitiger Hilfsbereitschaft. Somit wünscht sich eine Mehrheit der Bevölkerung eine «grünere» und harmonischere Gesellschaft, in der der Schwerpunkt auf Zusammenhalt, Gemeinschaft und Familie gelegt wird.

    Ängste, aber auch Hoffnungen beim Thema Digitalisierung
    Die Covid-Pandemie brachte in vielen Branchen aber auch im persönlichen Alltagsleben einen Digitalisierungsschub mit sich, der auch in eine erweiterte «Digitale Anwenderkompetenz» münzte. Viele hofften diesbezüglich auch auf die neue Realität bezüglich der Arbeitswelten 4.0 und 5.0 und was die Digitalisierung mit sich bringt im sozialen und beruflichen Umfeld. Auch hier ist zu beobachten, wie sich die Gegensätze (Ängste und Hoffnungen, Chancen und Risiken) nicht ausschliessen. Einerseits schwingt die Angst mit, dass Arbeitsplätze verloren gehen, doch auch weiss man um die Tatsache, dass neue Jobprofile (zum Beispiel Techniker/in HF in Energie und Umwelt und viele mehr) kreiert werden und neue entstehen. So zeigt unter anderem eine kürzlich publizierte Studie der Konjunkturforschungsstelle KOF auf, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Arbeitsplätze in der Schweiz hat: Investiert zum Beispiel eine Firma 100’000 Franken in die Digitalisierung, erhöht sich die Anzahl Stellen im Betrieb um 1.6. Dabei zeigt sich, dass sich auch die Qualifikation der Belegschaft verändert. Während 5,8 neue Stellen für hoch qualifizierte Arbeitskräfte entstehen, fallen für Niedrigqualifizierte 2,3 Jobs weg. Laut der Studie ist es jedoch nicht nur wichtig, dass ein Betrieb in die Digitalisierung investiert, sondern auch auf welche Art von Technologie gesetzt wird. Zu ähnlichen Erkenntnissen kommt auch economiesuisse: Die Auswertungen zu den Beschäftigungszahlen in der Schweiz zeigten, dass in Branchen, in denen viel entlassen, auch viel eingestellt wird (Einschätzung vor Pandemieausbruch). Kommt es in einem Sektor zu überdurchschnittlich vielen Unternehmensschliessungen, entstehen in dieser Branche per Saldo fast immer mehr Stellen. Die im Fokus der Öffentlichkeit stehenden Firmenschliessungen und Restrukturierungen sind also nicht einzig und allein als Alarmsignal zu interpretieren, sondern als Teil der Arbeitsmarktdynamik und des Strukturwandels zu verstehen. In Bezug auf die Rolle und die Möglichkeiten des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts zur Verbesserung der Lebensqualität waren die Ansichten gespalten.

    Stark an Bedeutung gewonnen hat der Drang nach den «Sinnstiftenden Berufen». Menschen arbeiten, um etwas zu bewirken. Niemand schätzt es, ein fremdbestimmtes Rädchen im Getriebe der Unternehmen zu sein. Deshalb ist die Sehnsucht nach Sinn in der Arbeit so gross. So hat sich der Fokus leicht gewandelt, wenn es um die «Treiber» für gute Leistungen in der Arbeit und starke Identifikation mit dem eigenen Wirken geht. Der Lohn ist also kein Hauptbestandteil mehr. Perspektiven, Karrierechancen, das Arbeitsklima und das Weiterbildungsangebot gewinnen an Bedeutung.

    JoW


    Zukunftsforschung

    swissfuture ist die Schweizerische Vereinigung für Zukunftsforschung und wurde 1970 gegründet. Sie fördert als parteipolitisch neutraler Verein und Mitglied der Schweizerischen Akademie für Geistes- und Sozialwissenschaften SAGW die Zukunftsforschung und -gestaltung in der Schweiz und macht deren Ergebnisse der Bevölkerung zugänglich. swissfuture führt Tagungen, Seminare und Studien durch und äusserst sich in den Medien zu Zukunftsfragen.

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