«Durchzogenes» Glaibasler Charivari 2017

    Pointen gegen Politiker – Guy Morin nahm es mit Humor

    Die Politik im In- und Ausland wird mit teilweise guten Pointen aufs Korn genommen. Über die USA und Trump gibt es ein eigenes Rahmestiggli und der abtretende Basler Regierungspräsident Guy Morin muss harte und giftige Attacken über sich ergehen lassen. An der Premiere zeigte er aber Humor und nahm sogar auf der Bühne Platz. Seitenhiebe gehen an den Nachbarkanton Baselland und an die Konkurrenzveranstaltung Drummeli.

    (Bilder: © Beat Eglin www.presstime.ch) Die Pratteler Nachtfalter Schränzer sind ein Glanzlicht

    Wichtige Punkte setzen die Cliquen, vor allem die Nachtfalter aus dem Baselbiet, die mit ihrer Musik Stimmung und Fröhlichkeit in den Saal des Basler Volkshauses bringen. Blau-weiss gestreift tritt immer wieder der Bücherwurm auf die Bühne und verbreitet zum dazugehörenden Handyton mehr oder weniger lustige «Push-Meldungen». Besser ist das Bühnenbild in Form eines riesigen Buches. Für die einzelnen Szenen wird es umgeblättert oder es erscheinen zwei weisse Seiten. Diese werden vom Beamer mit Inhalt gefüllt. Eine schöne neue Idee, und man bleibt flexibel. Als Piloten in ihren fliegenden Kisten verkleidet setzt die «Pfyffergrubbe d Spitzbuebe» einen musikalischen Akzent. Während aus den Boxen klassische Musik ertönt, wird die Bühne umgebaut. Die Möblierung zeigt, dass man die Zeit um Jahrzehnte zu Frau Sarasin zurückdreht. Im Sketch «Fasnacht für aini» erlebt die noble Dame zu Hause ihre Privatfasnacht vom Morgestraich bis zum Cortège, ohne ihre Wohnung verlassen zu müssen. «Jetzt kommen die richtigen Schnitzelbänk» tönt es aus dem Publikum beim Auftritt der Gwäägi. Burka, Stücki, Rechtspopulismus, Rheinschwimmen der Regierung und US-Präsident Trump sind Themen, die das Publikum begeistern. Trumps Verhalten wird damit begründet, dass sein Samsung 7 zu nahe an seinem Hirn explodierte! Die Verse sind herrlich und die Pointen erstklassig. Das Charivari ist angekommen und begeistert nach einem harzigen Beginn auch dieses Jahr mit einzelnen Höhepunkten. Richtig laut wird es mit der Schotte Clique, die mit so vielen Akteuren anrückt, dass sie nur dreireihig Platz auf der Bühne finden. Die Zeit vor der Pause wird mit Fussball überbrückt. Die beabsichtigten Versprecher und banalen Sprüche kommen aber nicht in die Nähe des Schnitzelbanks.

    Ein Buch als Kulisse

    Als Indianer stürmen die jungen Tambouren der Fasnachtszunft Ryburg aus Möhlin auf die Bühne. Auch die Zuschauer lassen sich durch die indianischen Rhythmen mitreissen. «Good morning America, nei s isch nit ä Alptraum gsi.» Die USA unter Trump werden im nächsten Rahmenstück noch einmal kritisch betrachtet. Was eine richtige Gugge zu bieten hat demonstrieren die Baselbieter Nachtfalter aus Pratteln. Eine Kritik am Nachbarkanton ist bei einem solchen Auftritt nicht möglich. Mit bekannten Melodien, einem Flaschenxylophon und zwei Tänzerinnen spielen sie die Schotten regelrecht an die Wand. Ihren langen Auftritt haben sie verdient und die nächsten Nummern haben es umso schwieriger. Auf einen weiteren schwachen Trump-Witz des Bücherwurms präsentieren d Spitzbuebe «Fasnacht tanzt». Mit ihrer Nummer aus Tanz, Musik und Klamauk verdienen sie sich ihren Applaus. Mässig ist der zweite Schnitzelbank. D Schlyffstai haben Fake News, Baselbieter Regierung und Beamte, Baschi Dürr, Erdogan, Putin und Trump in ihrem Repertoire. Den musikalischen Abschluss machen d Spitzbuebe. Diesmal werden sie verstärkt durch die PS Corporation. Piccolos, Trompete, Saxophon, Banjo und Megaphon zaubern einen ungewohnten und frischen Sound in den Saal.

    Das Charivari bietet drei Stunden Unterhaltung mit viel Musik, einigen schönen Highlights, aber auch Tiefen. Seppi und Markus, die mir gegenübersitzen, kommentieren das Charivari 2017 mit mittelmässig: «Die Fasnacht wiederholt sich jedes Jahr. Es jagt uns nicht aus den Socken.»

    Beat Eglin

    Weitere Bilder: www.fotoshopper.ch

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