Ratgeber
Jugendliche sind zunehmend mit einer Gesellschaft konfrontiert, die von Polarisierung geprägt ist. Gesellschaftliche Meinungen und Positionen haben sich in den letzten Jahren bei verschiedenen Themen immer weiter auseinanderentwickelt und es bleibt immer weniger Spielraum für Kompromisse. Die Polarisierung ist sowohl in der realen Welt wie in den sozialen Medien – einem Medium in dem sich Jugendliche oft aufhalten – ein Thema. Die Polarisierung wird in den sozialen Medien um ein Vielfaches verstärkt, weil dort Texte und dazugehörende Kommentare, die entweder stark zustimmend oder ablehnend sind, schnell geteilt werden. Dies führt zu einem Klima der Vereinfachung, in dem komplexe Themen auf schwarz-weiss Darstellungen reduziert werden.
Herausforderung für die Jugendlichen
Für Jugendliche, die sich in einer Lebensphase befinden, in der sie ihre eigenen Überzeugungen entwickeln und ihre Identität formen, kann die Polarisierung besonders herausfordernd sein. Sie sind häufig gezwungen, sich in sehr gegensätzlichen Lagern zu positionieren, sei es in sozialen, kulturellen oder politischen Fragen. Die schnelle Verbreitung von Informationen und Meinungen in digitalen Kanälen macht es schwer, differenziert zu denken und zu debattieren. In der Folge können sich Jugendliche leicht in Echokammern wiederfinden, in denen sie nur noch Informationen konsumieren, die ihre bereits bestehenden Meinungen bestätigen, und andere Perspektiven gar nicht mehr wahrnehmen. Das führt zu einer Entfremdung zwischen verschiedenen Gruppen und in der Folge zu vermehrten Auseinandersetzungen.
Dem Geschäftsbericht der Jugendanwaltschaft Basel-Landschaft für das Geschäftsjahr 2023 ist zu entnehmen, dass im Bereich der schweren Gewaltstraftaten eine markante Zunahme zu verzeichnen war.
Insgesamt zeigt sich, dass Polarisierung, welche die sozialen und politischen Debatten von Jugendlichen beeinflusst, sowohl als Herausforderung gesehen als auch als Chance genutzt werden kann. Der Schlüssel liegt in der Förderung von Dialogbereitschaft, kritischem Denken und der Fähigkeit, unterschiedliche Perspektiven zu verstehen.
Was können Erziehungsberechtige tun
Erziehungsberechtigte können in diesem Kontext eine entscheidende Rolle spielen, indem sie ihre Kinder präventiv in der Entwicklung von kritischem Denken fördern. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist, über gesellschaftliche und politische Themen zu sprechen. Durch einen respektvollen Dialog, bei dem verschiedene Meinungen und Perspektiven gehört und reflektiert werden, können Erziehungsberechtigte ihren Kindern helfen, sich nicht nur auf ihre eigenen Ansichten zu versteifen, sondern auch alternative Standpunkte zu verstehen.
Weiter gilt es Jugendliche zu ermutigen, Informationen aus verschiedenen Quellen zu beziehen und diese kritisch zu hinterfragen. Dabei können Erziehungsberechtigte auch selbst als Vorbilder dienen, indem sie sichtbar vorleben, wie man respektvoll und differenziert mit unterschiedlichen Meinungen umgeht. Ebenso können Sie ihren Kindern helfen, zu erkennen, dass es nicht immer um «richtig» oder «falsch» geht, sondern um unterschiedliche Perspektiven, die respektiert und verstanden werden sollen. Dieses von Anstand und Respekt zeugende positive Verhalten bildet die Grundlagen eines friedlichen Zusammenlebens, was trotz unterschiedlicher Ansichten möglich ist.
Mehr Informationen zu Jugendthemen erhalten Sie auf der Homepage der Polizei BL unter Jugend – Themen.
Kurt Frei,
Leiter Jugenddienst
Polizei Basel-Landschaft