Neue Tankstellen-Technologie in unserer Region

    «Mittendrin statt nur dabei» – Das Baselbiet als Trendsetter

    Ganz nach dem Motto «Mittendrin, statt nur dabei» ist man im Oberbaselbiet seit Ende 2016 stolz, allen Erdgas- und Biogas-Autofahrenden eine der aktuell modernsten Tankstelle Europas zu präsentieren. Die Technologie dahinter ist topaktuell. Neu kann man sogar 50 oder gar 100 Prozent Biogas tanken.

    (Bilder: IBA) Thomas Lüthy von der IBAarau erörtert einem Kunden die neueste Technologie für Erdgas/Biogas-Tankstellen.

    Während Erdgas über einen Zeitraum von Millionen von Jahren entsteht, wird Biogas aus Grüngut, organischen Abfallstoffen und auch mit Klärschlamm hergestellt. Biogas ist somit erneuerbar und es verbessert die Ökobilanz massgeblich. Bereits mit Erdgas leistet man einen hohen Anteil an der Begrenzung der Schadstoffemissionen, aber mit einem Biogas-Anteil besteht die Möglichkeit, eine noch grössere Reduktion der Schadstoffemissionen zu erwirken.

    CO2-Emission selber steuern: So geht Tanken heute
    Das Oberbaselbiet ist seit dem 3. Dezember 2016 demnach kein weisser Punkt mehr auf der Erdgas/Biogas-Landkarte sein. An einem verkehrstechnisch optimalen Standort in Gelterkinden bei der Landi/Agrola wurde die neue Tankstelle in Betrieb genommen, die drei Varianten des Erdgas/Biogas-Tankens bietet. Die Alternativen sind nun folgende:  Die Erdgas-/Biogas –Nutzerinnen und –Nutzer können nach wie vor die traditionelle  Mischung aus Erdgas/Biogas (mit 20 Prozent Biogas) tanken. Nun aber, hat man auch die Wahl zwischen einem 50/50 –Erdgas/Biogas Mix oder 100 Prozent Biogas. Der Vorteil: Es steht nun jeder Person frei, den CO2 Anteil selbst zu bestimmen, da Biogas aus Bioabfällen CO2-neutral ist. Im Normalfall besteht das Angebot aus einem 10-22%-Anteil an Biogas im Erdgas-Gemisch an den Tankstellen.
    Biogas gewinnt immer mehr an Bedeutung bei Menschen, die nach dem Nachhaltigkeitsprinzip agieren. Also auch bei bewusst lebenden Autofahrerinnen und -fahrer. Biogas verfügt in jeder Hinsicht über die gleichen Vorteile wie Erdgas: hoher Anwendungskomfort, wartungsarme und rückstandsfreie Verbrennung.

    «Unser Anteil an der generellen Mobilität»
    Die Oberbaselbieter Erdgas- und Biogas-Nutzerinnen und -nutzer kommen nun also in den Genuss einer Technologie, beziehungsweise einer Methode, die es ermöglicht, die Steuerung bei der Wahl des Produktes in die eigene Hand zu nehmen. Kurt Schmidlin, Leiter Marketing, Vertrieb & Kommunikation beim Gasverbund Mittelland AG in Arlesheim präzisiert: «Jetzt haben wir eine ansprechende Versorgungssicherheit auch in dieser Region und noch dazu kommt man in den Genuss dieser Alternative mit der Wahl beim Erdgas-Biogas-Mix. Wir tragen so auch einen Teil bei zur generellen Mobilität und Autonomie für jene Leute, die sich für Erdgas/Biogas als Antriebssystem entschieden haben. Das sind eben auch zumeist Leute, die nach dem Nachhaltigkeitsprinzip leben. Und diese wissen eine solche Alternative zu schätzen.»  Das moderne Tankstellen-Konzept wurde von der IBAarau in Zusammenarbeit mit dem Gasverbund Mittelland (mit Sitz in Arlesheim) umgesetzt.

    Mobilität und Autonomie optimiert
    In der Tat haben mehrere Messungen und Studien bewiesen, dass die Thematik «Autonomie» bezüglich Erdgas- und Biogas-Fahrzeuge aktuell keine grösseren Probleme mehr darstellt. Das Schweizer Tankstellennetz ist mit über 140 Standorten ausserordentlich gut ausgebaut und im Verhältnis zum restlichen Europa vorbildlich. In Gelterkinden kommt nun die 141. Tankstelle hinzu. Für 10 Franken fährt man heute mit Benzin im Tank ungefähr 100 Kilometer. Mit Erdgas erreicht man mittlerweile annähernd die doppelte Distanz. Auch eine Reichweite von 450 bis 600 Kilometer gilt heuer als Usus. Ein 60- bis zuweilen gar 95-prozentig geringerer Schadstoffausstoss als bei Benzin- oder Dieselantrieb ist erwiesen. Im Preis-/Leistungsverhältnis ist jetzt schon klar, dass nicht mehr nur lang- sondern bereits kurz- bis mittelfristig ein erdgasbetriebenes Fahrzeug das bessere Resultat liefert. Ergo: Man kombiniert also niedrige Emissionen mit hoher Fahrleistung und ökonomischen Vorteilen, da auch die Anschaffung nicht mehr so ins Gewicht fällt und die Leistung auch stimmt.

    Einfaches Handling
    Der Vorteil moderner Erdgas- und Biogas-Tankstellen wie jene, die nun in Gelterkinden steht, ist zudem das Handling. Ein Stopp an der Erdgastankstelle dauert fast gleich lang wie der Halt mit einem Benzin- oder Dieselfahrzeug. Die Zapfpistole wird auf den Tankstutzen gesetzt und gekoppelt. Anschliessend wird nur der Startknopf an der Zapfsäule gedrückt und innert kurzer Zeit ist der Erdgastank wieder voll.
    Der allererste, von Nikolaus August Otto überhaupt konstruierte Viertakt-Motor lief übrigens auch mit Gas. Noch heute zeichnet sich Erdgas durch eine hohe Klopffestigkeit aus: 130 bis sogar 140 Oktan werden in der Regel gemessen. Damit können Erdgas- Autos mit deutlich höherer Verdichtung betrieben werden. Unschlagbar ist die Umweltbilanz von Erdgas als Treibstoff. Erdgas hat ausserdem auch eine visionäre Komponente, denn es ist die beste Brückentechnologie für Brennstoffzellen und Wasserstoff – und das ist nicht nur Zukunftsmusik.

    Die (Weiter-)Entwicklung der Antriebsformen und -Technologien gehen in viele  Richtungen. Erdgas/Biogas gehört neben der Hybridisierung, Elektrifizierung mit und ohne Range Extending, dem so genannten Downsizing und der Turboaufladung von konventionellen Verbrennungsmotoren zu den Wichtigsten. Immer mehr Garagisten bieten nun auch Erdgas-Fahrzeuge an und forcieren das Angebot an Probefahrten. Fahrzeughersteller wie Fiat, Opel, MAN, Mercedes-Benz, Renault, Scania, Skoda, Seat, Volvo und VW stellen serienmässig erdgasbetriebene Fahrzeuge her. Dank neuen, attraktiven Modellen ist die Auswahl nunmehr auch weniger begrenzt als in früheren Zeiten. Auch steuerliche Vorteile sind nutzbar. Immer beliebter sind auch die Lieferwagen und Kommunalfahrzeuge mit diesem Antriebssystem. An Argumenten für die Erdgas/Biogas-Version mangelt es also nicht.

    JoW

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